10 Fragen vor der Planung - 3. Festlegung der Epoche

von Thomas Meinhold

Welche Epoche bietet die richtigen Rahmenbedingungen für mein Modellbahn-Konzept, um einen glaubhaften Ausschnitt des Eisenbahnverkehrs darstellen zu können?

10 Fragen vor der Planung einer Modellbahnanlage

Dieser Artikel ist erschienen in der Serie: 10 Fragen vor der Planung


Modellbahn-Epocheneinteilung

Um einen bestimmten Zeitabschnitt der Eisenbahngeschichte auf der eigenen Modelleisenbahnanlage glaubhaft darstellen zu können, muss man die verschiedenen Epochen natürlich kennen.
Hinzu kommt, dass auf vielen Verpackungen von Loks und Wagen bzw. bei Artikelbeschreibungen  im Internet, die Epoche für die entsprechende Ausführung des Modells (Farbgebung, Beschriftung, Nummerierung) angegeben ist. Dies erfolgt mit römischen Großbuchstaben (I - VI) für die Hauptepoche und evtl. mit Kleinbuchstaben für die Unterteilung innerhalb der Epoche. Also z. B. "DR IVb" für den Zeitraum von 1976 - 1987 bei der Deutschen Reichsbahn.

Deshalb an dieser Stelle ein Überblick über die historischen Meilensteine für die Eisenbahnen in Deutschland, Österreich und der Schweiz.

Epoche I

Ia (1835 - 1856)

Gründung von Privatbahnen, erste Strecken, Bahnfahrzeuge nach englischen Vorbildern

Ib (1856 - 1871)

Erste durchgehende Langstreckenverbindungen, Entstehung des Deutschen Reichs, Entwicklung deutscher Fahrzeuge

Ic (1871 - 1900)

Aufbau der Länderbahnen, Bau gewaltiger Bahnhöfe und eines dichten Schienennetzes

Id (1900 - 1914)

Luxuriöse Schnellzüge mit internationalem Lauf, weiterer Bahnstreckenbau unter Berücksichtigung militärischer Gesichtspunkte, erste E-Loks

Ie (1914 - 1920)

Erster Weltkrieg: Kriegsloks, gewaltige Truppen- und Materialtransporte, große Eisenbahngeschütze, ab 1919 Kriegsreparationen

Epoche II

IIa (1920 - 1924)

Gründung der DRG, Ende der Länderbahnen, neues Konzept zur Fahrzeugumnummerierung

IIb (1924 - 1939)

Einheitsloks und -wagen, Stromlinienloks und Schnelltriebwagen, 1938 Umbenennung der DRG zur DR

IIc (1939 - 1945)

Zweiter Weltkrieg: Truppentransporte, Kriegsloks, gewaltige Zerstörungen durch Luftangriffe

IId (1945 - 1948)

Provisorischer Wiederaufbau von Bahnstrecken, Demontage in Ostdeutschland, Flüchtlingstransporte, Besatzungszonen

Epoche III

IIIa (1948 - 1956)

Gründung zweier deutscher Staaten mit getrennten Eisenbahngesellschaften DB (BRD) und DR (DDR), Aufbaujahre, Fahrzeug-Neuentwicklungen, Neuaufbau des Reisezugverkehrs

Ost
Wiederaufnahme des Betriebes nach dem Krieg

West
Aufschrift „Deutsche Bundesbahn“, Aufbau des „blauen F-Zugnetzes“, Dreiklassensystem im Personenverkehr, Einführung 26 m Reisezugwagen

IIIb (1956 - 1970)

Abschaffung der 3. Klasse, Neubau- / Umbau- und Rekowagen, Bau von E-Loks und Dieselloks, ab 1957 TEE

Ost
1956 Klassenreform (siehe DB), Dreilicht-Spitzensignal, UIC-Nummern, Computernummern bei Loks

West
Aufschrift „DB“ (Keks), 1956 europaweite Klassenreform (Abschaffung der 1. Klasse; 2. und 3. Klasse werden entsprechend angehoben und umbenannt), 1959 neue Signalordnung (u. a. Dreilicht-Spitzensignal), 23 105 letzte Neubau-Dampflok 1959, 1965 E 03 mit Vmax 200 km/h, 1968 Computernummern bei Loks, UIC-Nummern an Wagen

Epoche IV

IVa (1970 - 1976)

Computerbeschriftung, Farbexperimente (Popfarben) bei der DB, Aussterben der Dampfloks im Westen

IVb (1976 - 1980)

Ost
Neues Farbschema für Loks (rot bzw. orange)

West
Einklassiger IC (statt des TEE), 1979 auf 2. Klasse ausgeweitet (jede Stunde, jede Klasse), Aufkommen der Lackierung blau/beige, kurzzeitig Lackierung in "Pop-Farben"

IVc (1980 - 1990)

Neurot bei der DB, ICE-System mit Neubaustrecken, InterRegio, Museumsdampf im Westen, Plandampf im Osten

Ost
Neues Farbschema für Personenwagen

West
Erste orientrote Triebfahrzeuge, Auftritt des Inter City Experimental, Abstellung der letzten Vorkriegslokbaureihe Baureihe 194

Epoche V

Va (1990 - 1994)

Deutsche Wiedervereinigung, nebeneinander der 2 Bahngesellschaften, DB-DR-Fahrzeugtausch, Modernisierungswelle im Osten

Vb (1994 - 2000)

Gründung der Deutsche Bahn AG, neues DB Logo

Vc (2000 - 2006)

Personenverkehr hauptsächlich mit Triebwagen und Wendezügen, Rückzug der Bahn aus der Fläche

Epoche VI

VIa (2006 - heute)

12-stelliges Nummernsystem ohne einheitliche Erkennungsanschriften, von der Infrastruktur unabhängig agierende Bahnunternehmen, kein einheitliches Farbkonzept, Rückbau unrentabler Strecken, Konzentration des Güterverkehrs auf Verkehrsknoten

Epoche I

Ia (1837 - 1858)

Anfänge

Ib/c (1858 - 1884)

Verknüpfung der einzelnen Privatbahnen zu einem zusammenhängenden Netz

Id (1884 - 1891)

Ausbau von Hauptstrecken und Lokalbahnen durch die österreichischen Staatsbahnen

Ie (1891 - 1913)

Verstaatlichung der Privatbahnen mit Ausnahme der Südbahn

If (1913 - 1920)

Erste elektrische Vollbahnstrecken, Umzeichnung aller Wagen auf ein neues System („Bindestrich-Nummern“)

Epoche II

IIa (1920 - 1928)

Übergang von der k.k.St.B. auf die BBÖ, Übernahme der Südbahn und der Niederösterreichischen Landesbahnen in den Staatsbetrieb

IIb (1928 - 1938)

Einsatz von Lichtsignalen, großzügige Beschaffung von rollendem Material

II c (1938 - 1945)

Übernahme der österreichischen Bundesbahnen durch die Deutsche Reichsbahn

Epoche III

IIIa (1945 - 1952)

Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg

IIIb (1952 - 1956)

Neukennzeichnung des Fahrzeugparks ab 1953

III c (1956 - 1970)

Aufhebung der 1. Wagenklasse, Änderung der Bezeichnung von BBÖ auf ÖBB (1956)

Epoche IV

IVa (1970 - 1975)

Großzügiger Neubau von Lokomotiven und Triebfahrzeugen

IVb (1975 - 1980)

Beginn der „bunten“ Lackierung

IVc (1980 - 1990)

Ablösung der grünen Farbgebung durch freundlich erscheinende Farben, Neubau-Reisezugwagen ersetzen die zweiachsigen Wagen

Epoche V

Va (1990 - 2000)

Doppelstockwagen, Farbgebung der Fahrzeuge mit hellen großen Flächen für Werbeeinsätze

Vb (2000 - 2005)

Einsatz von Doppelstockwagen und Wendezügen, Einsatz von ICE-Garnituren der DB AG, Aufkommen der verkehrsroten Farbgebung

Epoche VI

VIa (2005 - heute)

Fahrzeuge der Nachkriegsgeneration werden ausgemustert, Neukennzeichnung der Fahrzeuge mit Ländercode und EVU-Kennzeichen, Umstellung des Nahverkehrs auf die Triebwagengeneration Talent

Epoche I

Ia/b (1844 - 1882)

Anfänge

Ic (1882 - 1902)

Eröffnung der Gotthardbahn, Fusion der Westschweizer Bahnen

Epoche II

IIa (1920 - 1928)

Elektrifikation der Hauptstrecken, SBB-Lokomotiven braun lackiert

IIb (1928 - 1937)

Elektrifikation von Ergänzungsstrecken und Schmalspurbahnen, SBB-Lokomotiven grün lackiert, Inbetriebnahme Ae 4/7

IIc (1938 - 1945)

Inbetriebnahme der roten Pfeile (ab 1935), Mangelwirtschaft während des Krieges, Verschwinden der meisten Dampfloks aus Mangel an (zu importierender) Kohle

Epoche III

IIIa (1945 - 1956)

Inbetriebnahme der Städteschnellzüge mit Leichtstahlwagen und Re 4/4 I, Ende des Plandampfbetriebs

IIIb (1956 - 1970)

Aufhebung der 1. Wagenklasse, Inbetriebnahme der Ae 6/6, der RBe 4/4 EW I / II

Epoche IV

IVa (1970 - 1980)

Inbetriebnahme der EW III

IVb (1980 - 1990)

Inbetriebnahme der EW IV

Epoche V

Va (1990 - 2000)

Neues Nummernschema für neue SBB-Lokomotiven, Inbetriebnahme Re 460

Vb (2000 - 2005)

Freier Netzzugang von privaten Gesellschaften, Wegfall der Bahnpost

Epoche VI

VIa (2005 - heute)

Inbetriebnahme neuer Schnellfahrstrecken, Rückbau von Güteranlagen an kleineren Bahnhöfen, Überwiegender Einsatz von Wende- oder Triebzügen, Einsatz ausländischer Mehrsystemlokomotiven im Transit-Verkehr

Folgende Beiträge aus dieser Artikelserie sind bisher erschienen:

Einleitung

  1. Eigene Vorlieben / Stärken
    Was muss eine Anlage für mich unbedingt beinhalten? Welche handwerklichen Fähigkeiten bringe ich mit?
  2. Der richtige Maßstab
    Mit welcher Nenngröße (Spurweite) kann ich meine gesetzten Vorgaben umsetzen?
  3. Festlegung der Epoche
    In welchem Zeitfenster soll meine Anlage angesiedelt sein?
  4. Regionale Festlegung
    Wo spielt meine Anlage, welche regionalen Besonderheiten sollen dargestellt werden?
  5. Bahngesellschaft
    DRG, DR, DB oder ausländische Bahngesellschaft?
  6. Anlagenthema
    Haupt- oder Nebenbahn, Privatbahn oder doch eine Schmalspuranlage?
  7. Anlagenform
    Fest installiert (stationär) oder transportabel? Große Anlage oder flexible Module / Segmente / Diorama?
  8. Anzahl der Betreiber / Mit-(spieler) betreiber
    Wird nur allein Betrieb gemacht oder trifft man sich mit Gleichgesinnten zur Session?
  9. Analog vs. Digital
    Soll die Steuerung der Anlage herkömmlich analog oder doch lieber digital erfolgen?
  10. Vorbild oder Phantasie
    Möchte ich ein konkretes Vorbild akribisch nachbilden oder nur eine Phantasie- / Spielanlage?

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